Die Sonnenfinsternis des Jahres 1999

Am 11. August 1999 wird die Sonne hinter dem Mond verschwinden. Gerade Oberösterreich ist so günstig positioniert, daß das Phänomen ausgiebig zu bewundern ist. Wer die Gelegenheit hat, sollte sie nützen. Die nächste Sonnenfinsternis ist am 21. Juni 2001 in Afrika mit einer Totalitätsdauer von 4 1/2 Minuten zu sehen. Wer nicht so weit fahren möchte, braucht einen langen Geduldsfaden: Die nächste Finsternis ist bei uns am 3. September 2081 um 9.45 Uhr MEZ zu beobachten.
Dr. Wolfgang Wöss, der Betreiber der Sternwarte in Sandl, stellte wissenswerte Daten zusammen.

  1. Zum erstenmal berechnete der Wiener Astronom Theodor von Oppolzer ein Tabellenwerk zu den Verläufen einer Sonnenfinsternis.
  2. Der Mondschatten streicht mit 2450 km/h in Richtung Osten.
  3. Maximal kann der Schatten des Mondes, der die Sonne verdeckt, auf der Erde einen Schatten werfen, der 270 km im Durchmesser hat. Der Halbschatten hat 6830 km/Durchmesser, am 11. 8. 110 km/Durchmesser.
  4. Protuberanzen kann man deshalb dann sehen, weil nicht nur die Sonne direkt verdeckt ist, sondern auch weil kein Licht auf die Luft über uns fallen kann und daher keine Streuwirkung in der Atmosphäre entsteht.
  5. Die Erde wirft einen Schattenkegel von 1,4 Millionen km in das Weltall.
  6. Das Perlschnurphänomen ist nur bei einer totalen Sonnenfinsternis zu beobachten. (Der mathematische Rand der Mondscheibe und der reale Rand des Mondes stimmen wegen der Berge und der Täler am Mond nicht überein, daher blitzen Sonnenstrahlen auch durch manche Täler hindurch.)
  7. Die Sonne ist 400 mal größer als der Mond und 400 mal weiter entfernt, daher ist eine totale Finsternis auf der Erde möglich, weil dadurch die scheinbare Größe beider Körper am Himmel gleich erscheinen.
  8. Der Mond hat auch immer einen Schattenkegel, der aber wesentlich kleiner ist (weil er nur 3476 km Durchmesser hat, die Erde hingegen ungefähr 12742 km Durchmesser). Maximal ist der Schattenkegel 381988 km Durchmesser groß. Der Mond nimmt unterschiedliche Entfernung zur Erde ein, durchschnittlich: 384400 km. Wenn der Mond sich in Erdferne befindet, wird die Sonne nur ringförmig bedeckt, (z. B. in der Mondentfernung von 406740 km) befindet sich der Mond in Erdnähe, so wird die Sonne total verfinstert. (356410 km – kleinste Entfernung zur Erde.
  9. Stellen sie sich drei Kugeln vor: (Maßstab und Entfernung unwichtig) und legen sie diese auf einen Tisch. Beleuchten sie die Tischebene mit einer Lampe von der Tischkante aus. Alle drei Kugeln werden einen Schatten werfen. Träfe diese Situation auf die drei Körper im Sonnensystem (Sonne – Erde – Mond) zu, dann hätten wir jeden Monat mindestens eine Sonnenfinsternis (Stellung Sonne – Erde – Mond) und 14 Tage später eine Mondfinsternis (Stellung Sonne – Erde – Mond. In der Realität kreisen die drei an der Situation beteiligten Körper aber nicht auf der Tischebene, sondern befinden sich einmal ober- einmal unterhalb des Tisches. Daher ist es verhältnismäßig selten, dass Mond- oder Sonnenfinsternisse eintreten.
  10. Man ersieht daraus, dass die Bahnebenen sich schneiden müssen, um eine Finsternis hervorzurufen. Exakt tritt der Fall dann ein, wenn bei Neumond dieser näher als 16 Grad bei einem der beiden möglich Knoten steht, dann tritt eine Sonnenfinsternis ein. Steht er näher als 10 Grad wird die Finsternis ringförmig oder total.
  11. Die Sonnenfinsternis vom 11. 8. 1999 gehört zu einer Serie von Finsternissen (dem SAROS-Zyklus), die am 4. Jänner 1639 begonnen haben und am 17. April 3009 aussterben werden.
  12. Die nächste in Mitteleuropa sichtbare Finsternis findet am 31. Mai 2003 statt und wird ringförmig sein.
  13. Prognose: die Temperatur wird um sechs Grad sinken.
  14. Sobald das erste Mal nach Ende der Totalität das Licht aufblitzt, sollte man nach Osten schauen, dann kann man den davoneilenden Schatten des Mondes verfolgen.
  15. Am 11. 8. 1999 ist der Mond um 2,8 % größer als die Sonne, also im Verhältnis 1:1;028.
Autor: Prof. Dr. Wolfgang Wöss (Linz-Sandl)


Artikel aus EuroJournal,
Mühlviertel – Böhmerwald (Heft 2/1999)
www.eurojournal.at
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EuroJournal,  Mühlviertel – Böhmerwald Heft 2/1999
Totale Sonnenfinsternis am 11. Juli 1991

Protuberanzen
Protuberanzen Fotos: Wolfgang Wöss

EuroJournal,  Mühlviertel – Böhmerwald Heft 2/1999
Artikel aus EuroJournal, Mühlviertel – Böhmerwald (Heft 2/1999) www.eurojournal.at