Adalbert Stifter und St. Thoma
Wittinghausen und das Kirchlein St. Thoma sind geadelt durch die romantische Verehrung, die Adalbert Stifter den beiden Orten entgegenbrachte.
Im "Hochwald" berichtet der Dichter seine Jugendeindrücke in der verfallenden Burg Wittinghausen:
"Oft saß in vergangenen Tagen (ein Jüngling) in dem alten Mauerwerke, ein liebgewordenes Buch lesend, oder bloß den lieben aufkeimenden Jugendgefühlen horchend, durch die ausgebröckelten Fenster zum blauen Himmel schauend, oder die goldenen Tierchen betrachtend, die neben ihm in den Halmen liefen, oder statt dessen bloß müßig und sanft den stummen Sonnenschein empfinden, der sich auf Mauern und Steine legte – oft und gerne verweilte er dort."
In Erinnerung an Friedberg im Oktober 1830 sieht der Dichter:
"... den Wellen des sanft hingleitenden Stromes mit sehnsuchtsvollen Blicken folgend, Birken (stehen) auf der schimmernden Weide, die ihr glühendes Laub goldig gegen den finsteren Wald zeichnen, welcher hinter dem Hang hinaufsteigt in schwarzer Dämmerung, und von seinem Kamm blickt die Ruine herab, grau und verwittert, ein Zeuge längst versunkener Geschlechter schaut der gewaltige Turm in die Länder hinaus."
Und an anderer Stelle, der Lage des Kirchleins näherkommend, verweilt Adalbert Stifter in seiner Landschaftsschilderung kurz bei St. Thoma:
"... einen kleinen Ort auf den schönen Namen Friedberg, der Punkt, von dem aus man den Lauf dieser Waldestochter (Moldau) übersehen kann, ist eine verfallene Ritterburg, von dem Thale aus wie ein luftblauer Würfel anzusehen, der am obersten Rande eines breiten Waldbandes schwebt.
Friedbergs Fenster sehen gegen Südwesten auf die Ruine und dessen Bewohner nennen sie den Thomasgipfel oder Thomasthurm, oder schlechthin St. Thoma, und sagen, es sei ein uraltes Herrenschloß, auf dem einst grausame Ritter wohnten, welches jetzt verzaubert sei und in tausend Jahren nicht zerfallen könne, ob auch Wetter und Sonnenschein daran arbeiten."
Adalbert Stifter verwendet das Kirchlein St. Thoma nur einmal in seinen Werken. In seiner dichterischen Phantasie "fallen Heinrich der Wittinghauser" und "Felix" bei einem Sturme der Schweden auf Wittinghausen und er läßt die beiden kriegerisch ehrenvoll unter den Steinplatten vor dem Altar in der Thomaskirche, die damals auch abgebrannt war, begraben.
Die Schweden waren 1648 unter ihrem Anführer Winterberger nur bis Krummau gekommen. Stifter dachte dabei an den Kaiserlichen Rat Georg Fuchs von Rastein, der 1621 die Burg mit 200 Mann besetzt hielt. Sein Totenbildnis mit Sterbeangabe 1635 und sein Totenschild befinden sich im Fuchsenhof bei Freistadt.
Als Vorbild des Felix wird der Eggenbergische Kornett Andreas Windhirsch angenommen, der für die Freiherrn von Eggenberg 1622 die Burg von den Habsburgern übernommen hatte.
Artikel aus EuroJournal,
Mühlviertel – Böhmerwald (Heft 1/1997)
www.eurojournal.at
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