Fanny GreiplStifter an Fanny Greipl, Oktober 1829:
„Die schlechte, stinkende Luft, und vor allem mein Herzweh sagen mir, dass ich in Wien bin … O mir ist die Stadt und ihre Menschen und all ihr Treiben und Wogen und Lärmen verhasst wie der Tod ... Alles hier verwundet mich und alles ist mir widerwärtig.“

Seiner Freundin Louise von Eichendorff, die ihm auf den Kopf zusagte, er sei in der Ehe nicht glücklich, gestand er in diesem Brief (1856):
„Sie haben oft gesagt, dass Sie nicht glauben dass ich glücklich bin, und ich habe stets geantwortet, dass ich es aus voller Seele bin. Jetzt möchte ich Ihnen sagen, ich bin es nicht ..."

A. Stifter an Amalia, 18.10.1865
„Schon als wir vom Nebeldunst der Donauebene heraus und auf die ersten Höhen des Haselgrabens kamen, fühlte ich das Wohltätige der besseren Luft und die Sonne wärmte meinen Körper … Um ein Viertel nach sechs Uhr stand ich auf … Ein ganz heiterer Himmel stand über uns, in der Donauebene und in Linz lag Nebel, und jenseits des Nebelmeeres ragten die Gebirge in langem Zuge empor, vom Dachstein mit seinen Schneefeldern an bis zu den Ausläufern in Unterösterreich ...

MondlandschaftStifter an Kriegs-Au,
Lackenhäuser 11.10.1865
„Ich fürchte Linz und den Winter. Ich habe deshalb den Entschluss gefasst, den Winter in Kirchschlag zuzubringen, wo keine Nebel und Dunstschichten sind und auserlesenes Wasser und unvergleichliche Luft ist. Ich werde nur gelegentlich von Zeit zu Zeit ein paar Tage in Linz zubringen ...“
Foto: Rudolfsquelle in Kirchschlag. Reinhold Tauber

Adalbert Stifter in einerm Brief an Heckenast vom 20. Juli 1857, nach seiner Rückkehr aus Italien:
„Goethe ist erst durch Italien ein großer Dichter geworden, wäre ich vor 20, 25 Jahren zum ersten Mal und dann öfter nach Italien gekommen, so wäre auch aus mir etwas geworden. Das Herz möchte einem brechen bei Betrachtung gewisser Unmöglichkeiten ...“

Lackenhäuser zur Zeit StiftersIm Sommer 1855 verbringt Stifter erstmals längere Zeit in Lackenhäuser
A. Stifter an Heckenast, 23.081855:
„Ich bin seit 19. hier und wie ein Wunder fangen alle üblen Erscheinungen zu verschwinden an. Ich trinke das Wasser … ich wasche mich mit diesem Wasser, und nachdem ich gegen den Vormittag geschrieben habe, gehe ich am Nachmittage in dem stillen, ungeheuer weiten Tale oder in dem noch stilleren Walde herum. Ach Gott, könnte das so fortdauern! Welche Werke dürften da entstehen? ...“
Foto: Das Lackenhäuser-Stöckl zur Zeit Stifters. Ausschnitt einer Darstellung von Stifter-Biograf Alois Raimund Hein.

Lackenhäuser zur Zeit StiftersA. Stifter, 1855 an einen Wiener Freund:
„Mein Amt als Schulrat, als Konservator für Oberösterreich, als Vizevorstand des Kunstvereins, als Referent des Museums, dann meine Liebhabereien als Dichter, Maler, Restaurateur alter Bilder und Geräte nebst Gerümpel, wozu mich noch im vorigen Sommer die Kaktusnarrheit überfallen hat, reiben wahrhaft eine Riesennatur auf, um so viel mehr die meinige. Zudem muss ich meine Obliegenheiten überhudeln, die Tischlerei vernachlässige ich heillos, in der Malerei habe ich 13 Bilder seit 8 Jahren angefangen und keines vollendet … Und das Heiligste, Teuerste ist mir die Schriftstellerei. Aber schwerer, viel schwerer ist mir die Sache geworden, da mein Amt Zeit und Stimmung zerstört ..."
Foto: Detail, Stifterdenkmal vor dem Linzer Landhaus. Aurelia Schneckenreither

A. Stifter, 1859 an Heckenast:
„Meine Arbeiten sind mir Rettung und Trost geworden. Ich flüchte zu ihnen wie zu einer Erhebung, und täglich sieht mich, wenn ich in Linz anwesend bin, der Morgen zwei Stunden an der Staffelei und der Abend vier bis fünf Stunden am Schreibtische … Da ich jetzt mit der Reinschrift des 'Witiko' beginne, so nehme ich ihn auch auf Amtsreisen mit und arbeite abends ...“

Stifter an Pechwill, Linz, 7.7.1855
„Aber schwer und viel schwerer ist mir die Sache geworden, da mein Amt Zeit und Stimmung zerstört … Bei Ämtern habe ich wieder die böse Eigenschaft, erstens immer mein Herz mit ins Amt zu nehmen und es dort mitfühlen zu lassen, und zweitens alles so gut zu tun, als ich nur immer vermag … Diese zwei Dinge sind eine böse Sache bei einem Amte, sie verbrauchen so viel Menschheit, während die Maschine geschont wird, mit der man für viele Dinge ausreichen würde ...“


An Joseph Türck schrieb Stifter, Linz 1848 „Meine Gedanken sind ausschließlich … in Wien, in meinem geliebten teuren Wien, das meine zweite Heimat geworden ist, meine Gedanken sind dort und meine Besorgnisse auch. Alle Wiener sind mit lieb und teuer ... “

Sturm
Foto: "Du hast den Berg in der schrecklichsten Gestalt des schlechtesten Wetters gesehen ..." (Sturmfront über Kirchschlag). Reinhold Tauber.

Stifter schreibt an Heckenast, 24.5.1857 „Ich bestrebe mich erstaunlich, hier der Kunst und der Wissenschaft Eingang zu verschaffen. Es gelingt bei der völligen Brache, die früher hier bestand, im Verein mit einigen Männern über Erwarten; aber sollten Sie es glauben, wer Hindernisse legt? Die hiesigen Stände wollen jährlich 1.000 fl Beitrag zur Errichtung einer kleinen Landesbildersammlung geben, die Stadt hätte auch gegeben, Private hätten ihre Schätze zeitweilig in die Anstalt geliehen – aber das Ministerium des Inneren strich die 1.000 fl und die Stände dürfen sie nicht geben, für Forstdinge, Viehausstellung etc. sind die Summen von ziemlichen Umfange bewilligt …!